Jahrelang wurde uns in der Ernährungsberatung ein Dogma eingehämmert: "Fett macht fett." Wer abnehmen will, so die alte Leier, müsse Fett meiden wie der Teufel das Weihwasser. Als Olivenbauer und Produzent habe ich diese These schon immer skeptisch betrachtet – schließlich gehört Olivenöl seit Jahrtausenden zur Basis der gesündesten Ernährungsweise der Welt, der mediterranen Diät.
Nun erhalten wir endlich wissenschaftliche Rückendeckung. Eine aktuelle Analyse, die kürzlich in den Olive Oil Times veröffentlicht wurde, liefert den statistischen Gegenbeweis zur alten Fett-Angst. Die Ergebnisse sind nicht nur für Wissenschaftler interessant, sondern für jeden, der Wert auf seinen Stoffwechsel und seine Figur legt.

Hilft Olivenöl tatsächlich gegen Bauchfett?
Ja, statistische Daten deuten stark darauf hin. Eine großangelegte Untersuchung von Daten über 16.000 erwachsener Teilnehmer zeigt einen klaren Zusammenhang: Menschen, die regelmäßig Natives Olivenöl Extra konsumieren, leiden signifikant seltener unter abdomineller Adipositas (viszeralem Bauchfett) als jene, die auf das Öl verzichten.
Das klingt zunächst paradox: Wie kann ein Lebensmittel, das zu fast 100 % aus Fett besteht und eine hohe Kaloriendichte aufweist, beim Schlankbleiben helfen? Die Antwort liegt nicht in der Kalorienanzahl, sondern in der biochemischen Reaktion unseres Körpers auf dieses spezifische Fett.
Der physiologische Mechanismus: Sättigung und Insulin
Der Artikel in den Olive Oil Times sowie unsere eigenen Beobachtungen auf Lesbos deuten auf zwei entscheidende physiologische Hebel hin, die Natives Olivenöl Extra zu einem "Schlankmacher" machen:
1. Der Sättigungs-Effekt
Hochwertiges Olivenöl ist kein leeres Füllmaterial. Es triggert Sättigungssignale im Gehirn effektiver als viele Kohlenhydrate. Wer sein Gemüse oder seinen Salat mit einer großzügigen Menge Olivenöl isst, bleibt länger satt. Das Resultat:
- Weniger Heißhungerattacken zwischen den Mahlzeiten.
- Kein "Überfressen" am Abend, da der Blutzuckerspiegel stabiler bleibt.
- Eine natürliche Reduktion der Gesamtkalorienaufnahme, ohne zu hungern.
2. Die Insulin-Bremse
Dies ist der vielleicht wichtigste Punkt für die Prävention von Bauchfett. Bauchfett ist oft ein hormonelles Problem, getrieben durch zu viel Insulin. Die im Olivenöl enthaltenen einfach ungesättigten Fettsäuren (MUFAs) verbessern die Insulinsensitivität der Zellen. Das bedeutet, der Körper muss weniger Insulin ausschütten, um Nährstoffe zu verarbeiten. Da Insulin das fettspeichernde Hormon schlechthin ist, führt ein niedrigerer Insulinspiegel dazu, dass der Körper weniger Energie als Fettreserve in der Bauchregion einlagert.
Warum "Natives Olivenöl Extra" entscheidend ist
Hier muss ich eine sehr deutliche Einschränkung machen, die auch die Studie hervorhebt: Dieser positive Effekt auf die Taille funktioniert nur mit Nativem Olivenöl Extra (Extra Virgin Olive Oil).
Raffiniertes Olivenöl (oft als "Pure Olive Oil", "Bratöl" oder minderwertiges "Lampante" deklariert) hat diese Effekte nicht im selben Maße. Warum?
Es liegt an den Polyphenolen. Diese sekundären Pflanzenstoffe, die für den leicht bitteren und scharfen Geschmack eines Premium-Öls verantwortlich sind, wirken antioxidativ und entzündungshemmend. Sie sind es, die in Kombination mit den Fettsäuren den Stoffwechsel positiv beeinflussen. Raffinierte Öle wurden hoch erhitzt und chemisch behandelt – sie sind "tote" Fette ohne diese bioaktiven Substanzen.
Wer billiges Industrieöl kauft, spart am falschen Ende – nämlich an seiner eigenen Physiologie. Ein Öl ohne Charakter und Inhaltsstoffe ist lediglich Kalorienlieferant, kein Funktionsmittel für den Körper.
Fazit: Umdenken in der Küche
Es ist an der Zeit, Olivenöl nicht mehr als potenzielles "Hüftgold" zu fürchten. Wir sollten es vielmehr als Werkzeug begreifen, um unseren Stoffwechsel zu regulieren und Entzündungen im Körper zu senken. In meiner Familie und auf unseren Hainen auf Lesbos wird das Öl nicht mit der Pipette abgewogen. Es darf reichlich fließen – über Gemüse, Fisch und Salate.
Qualität schlägt hier Quantität der Kalorien. Wenn Sie Ihrem Körper etwas Gutes tun wollen, greifen Sie zur höchsten Güteklasse.
Quelle zur Studie: https://www.frontiersin.org/journals/nutrition/articles/10.3389/fnut.2025.1645230/full
Häufige Fragen zu Olivenöl und Abnehmen
Kann man mit Olivenöl wirklich abnehmen trotz der vielen Kalorien?
Ja, denn beim Abnehmen zählt nicht nur die Kalorienbilanz, sondern auch die hormonelle Antwort des Körpers. Natives Olivenöl Extra hält den Insulinspiegel flach und sättigt langanhaltend. Dies verhindert Heißhunger und erleichtert es, langfristig weniger "leere" Kohlenhydrate zu essen. Es ist ein Fett, das den Fettstoffwechsel eher ankurbelt als bremst.
Wie viel Olivenöl sollte man täglich zu sich nehmen?
Die meisten Studien, die gesundheitliche Vorteile (wie Herzgesundheit oder Gewichtsmanagement) belegen, sprechen von etwa 2 bis 3 Esslöffeln (ca. 30–45 ml) Nativem Olivenöl Extra pro Tag. Diese Menge reicht aus, um von den Polyphenolen und gesunden Fettsäuren zu profitieren, ohne die Kalorienbilanz zu sprengen.
Ist Olivenöl auch zum Braten geeignet, wenn man abnehmen will?
Absolut. Entgegen hartnäckiger Mythen ist filtriertes Natives Olivenöl Extra bis ca. 180°C erhitzbar. Wichtiger ist: Durch das Erhitzen gehen zwar einige Aromen verloren, aber die stabilen einfach ungesättigten Fettsäuren bleiben erhalten. Es ist weitaus gesünder als Sonnenblumenöl oder Margarine, da beim Erhitzen weniger schädliche Transfette entstehen.